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Was ist wichtiger, Geld oder Umwelt?
Die Antwort auf diese Frage lautet: Erdwärme. In der Erdkruste gespeicherte Energie ist nicht nur Mittel zur Stromgewinnung sondern kann direkt zum Wärmen oder Kühlen von Bauwerken genutzt werden. Diese Eigenwärme des Erdkörpers zählt zu den regenerativen Energien und erfährt eine immer größere Beliebtheit im öffentlichen und privaten Raum. Geothermie ist aber nicht nur nachhaltig und somit gut für die Umwelt. Der große Vorteil gegenüber Gas oder Öl ist der finanzielle Aspekt. Nach wenigen Jahren rechnet sich das Umstellen auf geothermisches Heizen – und der Öltank muss nie wieder nachgefüllt werden.
Erdwärme-Goethermie Inhaltsverzeichnis:
- Was ist Erdwärme
- Stromerzeugung
- Private Nutzung von Erdwärme
- Erdwärme Förderungen
- Interview
- Weitere Informationen
Was ist Erdwärme - Woher kommt’s? Wohin geht’s?
Bis zu 50 Prozent der Eigenwärme unseres Planeten stammt aus der Zeit der Erdentstehung. Da die Temperatur des Erdkerns zwischen 4800 und 7700 °C liegt, erstreckt sich die Wärmespanne von 90 Prozent unseres Planeten auf über 100 °C. Diese Erdwärme, die bei einem Kilometer Tiefe noch immer rund 40 °C bereithält, wird via Wärmepumpen gefördert und sorgt für warmes Wasser und geheizte Häuser. Das Feld der oberflächennahen Geothermie ist die ideale Lösung für Privathaushalte, denn aus geologischer Sicht ist jedes Grundstück für eine geothermische Nutzung geeignet. Je nach wirtschaftlichen, technischen und baurechtlichen Aspekten, erhört sich der finanzielle Nutzen. Durch Kollektoren, Sonden, Energiepfähle und Wärmebrunnenanlagen erfolgt der Transport der geothermischen Energie über Rohrsysteme. Diese an die Wärmepumpe angeschlossenen Rohre beinhalten eine zirkulierende Flüssigkeit, welche die Wärme leitet. So wird beispielsweise im privaten Raum ein hauseigener Wassertank beheizt. Erdwärme ist gerade dank dieser direkten Nutzung eine der effizientesten Energieformen.
Unendliche Energie
Neben dem direkten Heizen oder Wärmen bietet Erdwärme auch die Möglichkeit der Stromgewinnung. Bei dieser, sogenannten hydrothermalen Stromerzeugung, sind Wassertemperaturen von mindestens 100 °C erforderlich. In einem Wärmereservoir unter der Erde ist das darin befindliche Wasser so stark erhitzt, dass es als Dampf durch die Oberfläche stößt. In Kraftwerken wird durch diesen natürlichen Druck eine Turbine angetrieben und so Strom erzeugt. Der Wasserdampf wird anschließend durch ein Rohrsystem in Kühltürme geleitet, kondensiert und wird zum Wärmereservoir zurückgeführt. Dank dieses natürlichen Kreislaufs ist die regenerative Energieform Erdwärme nachhaltig und rentabel zugleich.
Da in Mitteleuropäischen Gefilden die Temperatur solcher unterirdischen Wasserbecken für gewöhnlich unter 100 °C liegt, wurde Thermalwasser früher lediglich zur Wärmeversorgung genutzt. Doch dank neu entwickelten Organic-Rankine-Cycle-Anlagen (ORC) kann bereits ab einer Temperatur von 80 °C geothermische Energie zur Stromgewinnung verwendet werden. Diese ORCs nutzen einen organischen Trägerstoff, beispielsweiße Pentan, der bei niedrigeren Temperaturen verdampft und eine Turbine in Gang setzt. Eine Alternative ist zudem das sogenannte Kalina-Verfahren. Dort kommt ein Stoffgemisch (Wasser-Ammoniak) zum Einsatz, das ebenfalls bei niedrigeren Temperaturen eine Volumenzunahme verspürt und mit dem entstehenden Dampf eine Turbine bzw. den Stromgenerator antreibt. Bei all diesen Niedrigtemperaturverfahren muss jedoch beachtet werden, dass die für die notwendigen Kreisprozesse eingesetzten Stoffe (Pentan oder Ammoniak) hochentzündlich bzw. giftig sind. Dies erfordert teils aufwändige Sicherheitsvorkehrungen, die Betrieb und Wartung ohne Gefahren gewährleisten.
Geothermie zur Stromgewinnung in Deutschland
Bei diesen Fördertechniken werden die ausgekühlten Fluide wieder vollständig in den Kreislauf initiiert und negative Auswirkungen auf die Umwelt vermieden. Da in Deutschland meist Wärmeinhalte mit Niedrigtemperatur zu finden sind, nutzt man Erdwärme durch die oben genannten Kreisprozesse. Diese haben trotz modernster Technik einen niedrigeren Wirkungsgrad als Wärmespeicher mit hoher Temperatur zur Folge. Sowohl bei ORC-Anlagen, als auch beim Kalina-Verfahren wird der Abstand zwischen Vor- und Rücklauftemperatur der Flüssigkeit erfolgreich reduziert. Diese modernen Fördertechniken haben jedoch zum Teil einen Eigenstromverbrauch von bis zu 25% der erzeugten Energie und büßen somit bei Effizienz bzw. Wirkungsgrad ein.
In Deutschland befindet sich die Energiegewinnung durch Erdwärme im Vergleich zu anderen EU-Ländern noch in den Startlöchern. Seit 2011 ist jedoch ein regelrechter Boom zu verzeichnen. Immer mehr Geothermie-Kraftwerke werden gebaut und notwendige Wärmereservoirs erschlossen. Aktuell gibt es drei Regionen, die besonders ergiebig sind und in Frage kommen: Das Norddeutsche Becken, das sich von Kiel bis Hannover über Köln und Berlin spannt, die Süddeutsche Molasse im Alpenvorland und der westlich gelegene Oberrheingraben. Forschungsarbeiten zur Nutzung in tiefliegenden Schichten der Erdkruste laufen und versprechen die Möglichkeit zur effizienten Stromnutzung auch für private Haushalte. Aktuell ist bei Letzteren vor allem die direkte Nutzung von Geothermie als Erdwärmeheizung sehr rentabel.
Have-to oder can-do? Private Nutzung von Erdwärme
Bei einem typischen, privat genutzten Einfamilienhaus sollten etwa drei Viertel des Heizwärmebedarfs durch Geothermie bereitstehen, um eine rentable Nutzung zu gewährleisten. Wer beispielsweise eine errechnete Heizleistung von zwölf Kilowatt benötigt, sollte so neun Kilowatt durch Erdwärme beziehen können. Durchschnittliche Erdwärmesonden liefern eine Leistung von 50 Watt pro Sondenmeter – um die erforderlichen neun Kilowatt zu generieren, muss 180 Meter tief gebohrt werden. In der Praxis wird dies mit zwei Erdwärmesonden zu je 90 Metern Tiefe realisiert. Im Schnitt kann Erdwärme in Deutschland jedoch bereits ab einer Tiefe von 30 Metern nachhaltig und effizient genutzt werden. Die Entzugsleistung eines Flächenkollektors ist dabei stets abhängig von Bodenverhältnissen, Betriebsstunden und Art des verbauten Kollektors. Als Durchschnittswert finden sich zwischen 20 und 40 Watt pro Quadratmeter. Für die effiziente Nutzung von geothermischer Energie ist die Expertenmeinung eines Energieberaters zu empfehlen.
Rechtliches, benötigte Fläche und Kosteneinsparung
Möchte man eine Erdwärmeheizung installieren, sollten zunächst die grundsätzlichen Bedingungen für Erdsonde und Flächenkollektor geprüft werden. Der erste Anlaufpunkt ist dabei die zuständige Behörde von Stadt oder Landkreis. In der Regel erteilt diese telefonisch Auskunft ob ein Grundstück beispielsweise in einem Wasserschutzgebiet liegt oder ob uneingeschränkt gebohrt werden darf. Sind von Seiten der Ämter keine Hürden zu erwarten, sollte darauf geachtet werden, dass ein ausreichend großes Rasenstück zur Verfügung steht. Wichtig ist dabei eine nachträgliche Verschattung oder Austrocknung des Bodens zu vermeiden. Der ausgewählte Grundstücksteil kann nach der Installation nur eingeschränkt bebaut oder bepflanzt werden. Hilfe bei der Planung gibt es bei diversen lokalen Energiekonzernen. Durch das Umstellen auf Erdwärme reduzieren sich die jährlichen Kosten bei einem Energiebedarf von etwa 12 Kilowattstunden auf 570 Euro – das sind rund 70 Prozent weniger als bei einer gängigen Ölheizung. Somit rechnet sich eine Anschaffung schon nach wenigen Jahren.
Geothermie - Staatliche Förderungen
Das Installieren einer Erdwärmeheizung wird zudem mit Krediten und diversen Zuschüssen staatlich gefördert. Bei einem Neubau können Anlagen bei vielen Banken dank „Energieeffizientem Bauen“ zinsgünstig mitfinanziert werden. Bei einer Sanierung bestehen ebenfalls Möglichkeiten zu einem günstigen Darlehen oder Zuschuss vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, kurz BAFA. Grundsätzlich gilt dabei die Regelung, dass jede Erdwärmeheizung im Altbau mit 2.400 Euro bezuschusst wird. Wer jedoch eine größere geothermische Anlage installiert, erhält ab zehn Kilowatt Leistung pro zusätzlichem Kilowatt einen weiteren Zuschuss von 120 Euro. Summa summarum können bei einer Erdwärmeheizung mit rund 15 Kilowatt 3.000 Euro Zuschuss winken. Jedoch gilt es, die technischen Voraussetzungen der Anlage, wie auch sämtliche Antragsmodalitäten von Anfang an zu beachten. Insbesondere der Antrag auf Förderung sollte daher vom Erdwärmeanbieter oder Energieberater gestellt werden. Durch die Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zum 1. Januar 2012 wurde die Förderung der eingespeisten Kilowattstunde durch geothermische Stromerzeugung deutlich höher gefördert als zuvor. Aktuell ist diese Vergütung von 16 Cent pro Kilowattstunde auf 23 Cent gestiegen. Die Grundvergütung ist mit einer zusätzlichen Erhöhung von zwei Cent auf 25 Cent pro Kilowattstunde geklettert. Hinzu kommt ein Technologie-Bonus für petrothermale Projekte von weiteren 5 Cent. Diese Beträge gelten für alle bis einschließlich 2017 in Betrieb genommene Anlagen. Ab 2018 sinken die jeweiligen Zuschüsse für neue Anlagen jährlich um fünf Prozent. Die Vergütung bleibt jedoch ab dem Förderungszeitpunkt für 20 bis 21 Jahre konstant. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) fördert zusätzlich das private Bauen durch zinsverbilligte Darlehen mit Tilgungszuschüssen. Abhängig vom jeweiligen Projekt sind Gelder in einer Höhe von bis zu 80 Prozent der Bohrkosten möglich.
Förderungen zusammengefasst:
- Erdwärmeheizung im Altbau: 2400 EUR
- Pro KwH: 120 EUR
- Einspeisung in das Stromnetz pro KwH: 23 Cent
- Grundvergütung pro KwH: 25 Cent
Interview
Eric-Jens Volk, Geschäftsführer von ACR Würzburg, heizt seit 2006 mit Erdwärme. Wir haben mit ihm über seine Erfahrungen gesprochen und erfahren warum das Heizen mit Geothermie die einzige Lösung ist, die Sinn macht…
Warum Erdwärme? Wie kamen Sie auf die Idee mit geothermischer Energie zu heizen?
Ich habe mich bereits 2004 damit auseinandergesetzt. Damals war es noch nicht sehr verbreitet und weder online noch bei ansässigen Firmen habe ich etwas gefunden, das mir Erdwärme und das Heizen damit näher erklären konnte. Lediglich in Dettelbach gab es ein Unternehmen, das sich damit beschäftigte. Trotz dessen bin ich schnell zu der Überzeugung gekommen, dass Geothermie die einzige Lösung ist, die Sinn macht.
Warum?
Ganz einfach, Nachhaltigkeit. Es ist vom ökologischen Sinne vertretbar und es war damals recht günstig – und heute ist es richtig günstig (lacht). Ich spare mir von Beginn an Kamin und Schornsteinfeger, Versicherung, Öl-Raum oder ähnliches, sowie sämtliche Brennstoffe.
Was ist der große Vorteil gegenüber Gas oder Öl?
Vor allem der finanzielle Aspekt. Meine Anlage musste bis heute noch nicht einmal gewartet werden. Ich habe also keine laufenden Kosten für die Instanthaltung und bin nicht an den steigenden Öl- oder Gaspreis gebunden.
Wie ging die Installation von Statten?
Vorab: aus heutiger Sicht würde ich es etwas anders machen (lacht). Ich musste mich damals um alles selbst kümmern – und für die ansässige Firma war es die erste Wärmepumpe überhaupt, die sie verbaut haben. Ich habe mich bis heute weiter mit dem Thema beschäftigt und viele Bekannte haben sich seither für Erdwärme entschieden. Bei mir war es etwas abenteuerlich – von den Anfragen bei den entsprechenden Stellen der Stadt, bis hin zu den Probebohrungen. Die Tiefenbohrung über 90 Meter war ein wenig wie in einem schlechtem Film – quasi à la Armageddon (lacht). Die im Film zu sehende Kraterlandschaft des Asteroiden entspricht dem damaligen Bild meines Gartens. Doch heute ist das wesentlich professioneller und einfacher.
Kannst du heute die Fläche noch nutzen?
Selbstverständlich. Das war der Grund warum ich mich für die Tiefenbohrung und nicht für die Flächenbohrung entschieden habe. Mittlerweile wurde der Garten zweimal umgegraben und ist bepflanzt etc. Die Fläche ist voll nutzbar.
Wer hat sich vorab um all das gekümmert?
Ich. Damals gab es noch keine Energieberater. Ich war quasi ein Pionier. Vor zwei Jahren hat ein weiterer Bekannter von mir gebaut, da ging alles aus einer Hand und war sehr einfach umzusetzen. Ich habe privat Bodenproben veranlasst um zu gewährleisten, dass die Pumpe installiert werden kann. Die Anträge zu stellen war kein großes Problem.
Wie lange hat das ganze Prozedere gedauert, bis die Wärmepumpe in Betrieb ging?
Das ging alles sehr schnell. Die längste Zeitspanne war das Warten auf einen Termin bei der Bohrfirma. Diese waren damals sehr ausgelastet, doch heute gibt es wesentlich mehr Firmen, die europaweit darauf spezialisiert sind.
Welche Kosten kamen auf Sie zu?
Im Vorfeld lediglich die Eigenleistung.
Kann man pauschal sagen was alles kostet?
Das ganze wird nach Energiebedarf des Hauses gerechnet. Per Kilowatt waren es damals rund 1500 Euro – heute sind es knapp 1000 Euro.
Wann rechnet es sich?
In rund 15 Jahren akklimatisiert es sich. Ich habe versucht meinen ökologischen Gedanken zu verfolgen. Da war und ist Erdwärme die sinnvollste Lösung. Dass ich günstiger weg komme, stört mich natürlich auch nicht (lacht). Und bei mir raucht nichts…
Wurde Ihr Vorhaben gefördert?
Ja. Es gab damals bereits eine Förderung von etwas weniger als 500 Euro. Heute schaut es deutlich besser aus, glaube ich.
Gibt es weitere Subventionen?
Nur wenn man damit Strom erzeugen würde.
Wie oft muss die Anlage gewartet werden?
Ich kann mit Stolz sagen, noch nie. Ich habe am Anfang selbst einmal Sole-Flüssigkeit nachgefüllt und bis heute läuft alles perfekt – Winter wie Sommer. Wir bekommen Warm-Wasser über Erdwärme und heizen damit.
Würden Sie es weiterempfehlen?
Ein klares, lautes ja!
Gibt es irgendetwas Negatives zu sagen?
Heute nicht mehr. Früher musste man sich selbst gut informieren, um die effektivste Wärmepumpe zu finden. Heute erledigt das der Energieberater. Mein einziger Tipp: auf jeden Fall Tiefenbohrung! Flächenbohrung oder Wärmetauscher außen finde ich nicht so berauschend. Ersteres schränkt die Nutzbarkeit der Fläche ein und ein Wärmetauscher außen kann sehr laut sein.
Weitere Informationen rund um das Thema Geothermie und Wärmepumpen
Bis zu 50 Prozent der Eigenwärme unseres Planeten stammt aus der Zeit der Erdentstehung. Da die Temperatur des Erdkerns zwischen 4800 und 7700 °C liegt, erstreckt sich die Wärmespanne von 90 Prozent unseres Planeten auf über 100 °C. Diese Erdwärme, die bei einem Kilometer Tiefe noch immer rund 40 °C bereithält, wird via Wärmepumpen gefördert und sorgt für warmes Wasser und geheizte Häuser. Das Feld der oberflächennahen Geothermie ist die ideale Lösung für Privathaushalte, denn aus geologischer Sicht ist jedes Grundstück für eine geothermische Nutzung geeignet. Je nach wirtschaftlichen, technischen und baurechtlichen Aspekten, erhört sich der finanzielle Nutzen. Durch Kollektoren, Sonden, Energiepfähle und Wärmebrunnenanlagen erfolgt der Transport der geothermischen Energie über Rohrsysteme. Diese an die Wärmepumpe angeschlossenen Rohre beinhalten eine zirkulierende Flüssigkeit, welche die Wärme leitet. So wird beispielsweise im privaten Raum ein hauseigener Wassertank beheizt. Erdwärme ist gerade dank dieser direkten Nutzung eine der effizientesten Energieformen.
Neben dem direkten Heizen oder Wärmen bietet Erdwärme auch die Möglichkeit der Stromgewinnung. Bei dieser, sogenannten hydrothermalen Stromerzeugung, sind Wassertemperaturen von mindestens 100 °C erforderlich. In einem Wärmereservoir unter der Erde ist das darin befindliche Wasser so stark erhitzt, dass es als Dampf durch die Oberfläche stößt. In Kraftwerken wird durch diesen natürlichen Druck eine Turbine angetrieben und so Strom erzeugt. Der Wasserdampf wird anschließend durch ein Rohrsystem in Kühltürme geleitet, kondensiert und wird zum Wärmereservoir zurückgeführt. Dank dieses natürlichen Kreislaufs ist die regenerative Energieform Erdwärme nachhaltig und rentabel zugleich.
Da in Mitteleuropäischen Gefilden die Temperatur solcher unterirdischen Wasserbecken für gewöhnlich unter 100 °C liegt, wurde Thermalwasser früher lediglich zur Wärmeversorgung genutzt. Doch dank neu entwickelten Organic-Rankine-Cycle-Anlagen (ORC) kann bereits ab einer Temperatur von 80 °C geothermische Energie zur Stromgewinnung verwendet werden. Diese ORCs nutzen einen organischen Trägerstoff, beispielsweiße Pentan, der bei niedrigeren Temperaturen verdampft und eine Turbine in Gang setzt. Eine Alternative ist zudem das sogenannte Kalina-Verfahren. Dort kommt ein Stoffgemisch (Wasser-Ammoniak) zum Einsatz, das ebenfalls bei niedrigeren Temperaturen eine Volumenzunahme verspürt und mit dem entstehenden Dampf eine Turbine bzw. den Stromgenerator antreibt. Bei all diesen Niedrigtemperaturverfahren muss jedoch beachtet werden, dass die für die notwendigen Kreisprozesse eingesetzten Stoffe (Pentan oder Ammoniak) hochentzündlich bzw. giftig sind. Dies erfordert teils aufwändige Sicherheitsvorkehrungen, die Betrieb und Wartung ohne Gefahren gewährleisten.
Geothermie zur Stromgewinnung in Deutschland
Bei diesen Fördertechniken werden die ausgekühlten Fluide wieder vollständig in den Kreislauf initiiert und negative Auswirkungen auf die Umwelt vermieden. Da in Deutschland meist Wärmeinhalte mit Niedrigtemperatur zu finden sind, nutzt man Erdwärme durch die oben genannten Kreisprozesse. Diese haben trotz modernster Technik einen niedrigeren Wirkungsgrad als Wärmespeicher mit hoher Temperatur zur Folge. Sowohl bei ORC-Anlagen, als auch beim Kalina-Verfahren wird der Abstand zwischen Vor- und Rücklauftemperatur der Flüssigkeit erfolgreich reduziert. Diese modernen Fördertechniken haben jedoch zum Teil einen Eigenstromverbrauch von bis zu 25% der erzeugten Energie und büßen somit bei Effizienz bzw. Wirkungsgrad ein.
In Deutschland befindet sich die Energiegewinnung durch Erdwärme im Vergleich zu anderen EU-Ländern noch in den Startlöchern. Seit 2011 ist jedoch ein regelrechter Boom zu verzeichnen. Immer mehr Geothermie-Kraftwerke werden gebaut und notwendige Wärmereservoirs erschlossen. Aktuell gibt es drei Regionen, die besonders ergiebig sind und in Frage kommen: Das Norddeutsche Becken, das sich von Kiel bis Hannover über Köln und Berlin spannt, die Süddeutsche Molasse im Alpenvorland und der westlich gelegene Oberrheingraben. Forschungsarbeiten zur Nutzung in tiefliegenden Schichten der Erdkruste laufen und versprechen die Möglichkeit zur effizienten Stromnutzung auch für private Haushalte. Aktuell ist bei Letzteren vor allem die direkte Nutzung von Geothermie als Erdwärmeheizung sehr rentabel.
Have-to oder can-do? Private Nutzung von Erdwärme
Bei einem typischen, privat genutzten Einfamilienhaus sollten etwa drei Viertel des Heizwärmebedarfs durch Geothermie bereitstehen, um eine rentable Nutzung zu gewährleisten. Wer beispielsweise eine errechnete Heizleistung von zwölf Kilowatt benötigt, sollte so neun Kilowatt durch Erdwärme beziehen können. Durchschnittliche Erdwärmesonden liefern eine Leistung von 50 Watt pro Sondenmeter – um die erforderlichen neun Kilowatt zu generieren, muss 180 Meter tief gebohrt werden. In der Praxis wird dies mit zwei Erdwärmesonden zu je 90 Metern Tiefe realisiert. Im Schnitt kann Erdwärme in Deutschland jedoch bereits ab einer Tiefe von 30 Metern nachhaltig und effizient genutzt werden. Die Entzugsleistung eines Flächenkollektors ist dabei stets abhängig von Bodenverhältnissen, Betriebsstunden und Art des verbauten Kollektors. Als Durchschnittswert finden sich zwischen 20 und 40 Watt pro Quadratmeter. Für die effiziente Nutzung von geothermischer Energie ist die Expertenmeinung eines Energieberaters zu empfehlen.
Rechtliches, benötigte Fläche und Kosteneinsparung
Möchte man eine Erdwärmeheizung installieren, sollten zunächst die grundsätzlichen Bedingungen für Erdsonde und Flächenkollektor geprüft werden. Der erste Anlaufpunkt ist dabei die zuständige Behörde von Stadt oder Landkreis. In der Regel erteilt diese telefonisch Auskunft ob ein Grundstück beispielsweise in einem Wasserschutzgebiet liegt oder ob uneingeschränkt gebohrt werden darf. Sind von Seiten der Ämter keine Hürden zu erwarten, sollte darauf geachtet werden, dass ein ausreichend großes Rasenstück zur Verfügung steht. Wichtig ist dabei eine nachträgliche Verschattung oder Austrocknung des Bodens zu vermeiden. Der ausgewählte Grundstücksteil kann nach der Installation nur eingeschränkt bebaut oder bepflanzt werden. Hilfe bei der Planung gibt es bei diversen lokalen Energiekonzernen. Durch das Umstellen auf Erdwärme reduzieren sich die jährlichen Kosten bei einem Energiebedarf von etwa 12 Kilowattstunden auf 570 Euro – das sind rund 70 Prozent weniger als bei einer gängigen Ölheizung. Somit rechnet sich eine Anschaffung schon nach wenigen Jahren.
Geothermie - Staatliche Förderungen
Das Installieren einer Erdwärmeheizung wird zudem mit Krediten und diversen Zuschüssen staatlich gefördert. Bei einem Neubau können Anlagen bei vielen Banken dank „Energieeffizientem Bauen“ zinsgünstig mitfinanziert werden. Bei einer Sanierung bestehen ebenfalls Möglichkeiten zu einem günstigen Darlehen oder Zuschuss vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, kurz BAFA. Grundsätzlich gilt dabei die Regelung, dass jede Erdwärmeheizung im Altbau mit 2.400 Euro bezuschusst wird. Wer jedoch eine größere geothermische Anlage installiert, erhält ab zehn Kilowatt Leistung pro zusätzlichem Kilowatt einen weiteren Zuschuss von 120 Euro. Summa summarum können bei einer Erdwärmeheizung mit rund 15 Kilowatt 3.000 Euro Zuschuss winken. Jedoch gilt es, die technischen Voraussetzungen der Anlage, wie auch sämtliche Antragsmodalitäten von Anfang an zu beachten. Insbesondere der Antrag auf Förderung sollte daher vom Erdwärmeanbieter oder Energieberater gestellt werden. Durch die Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zum 1. Januar 2012 wurde die Förderung der eingespeisten Kilowattstunde durch geothermische Stromerzeugung deutlich höher gefördert als zuvor. Aktuell ist diese Vergütung von 16 Cent pro Kilowattstunde auf 23 Cent gestiegen. Die Grundvergütung ist mit einer zusätzlichen Erhöhung von zwei Cent auf 25 Cent pro Kilowattstunde geklettert. Hinzu kommt ein Technologie-Bonus für petrothermale Projekte von weiteren 5 Cent. Diese Beträge gelten für alle bis einschließlich 2017 in Betrieb genommene Anlagen. Ab 2018 sinken die jeweiligen Zuschüsse für neue Anlagen jährlich um fünf Prozent. Die Vergütung bleibt jedoch ab dem Förderungszeitpunkt für 20 bis 21 Jahre konstant. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) fördert zusätzlich das private Bauen durch zinsverbilligte Darlehen mit Tilgungszuschüssen. Abhängig vom jeweiligen Projekt sind Gelder in einer Höhe von bis zu 80 Prozent der Bohrkosten möglich.
Förderungen zusammengefasst:
- Erdwärmeheizung im Altbau: 2400 EUR
- Pro KwH: 120 EUR
- Einspeisung in das Stromnetz pro KwH: 23 Cent
- Grundvergütung pro KwH: 25 Cent
Interview
Eric-Jens Volk, Geschäftsführer von ACR Würzburg, heizt seit 2006 mit Erdwärme. Wir haben mit ihm über seine Erfahrungen gesprochen und erfahren warum das Heizen mit Geothermie die einzige Lösung ist, die Sinn macht…
Warum Erdwärme? Wie kamen Sie auf die Idee mit geothermischer Energie zu heizen?
Ich habe mich bereits 2004 damit auseinandergesetzt. Damals war es noch nicht sehr verbreitet und weder online noch bei ansässigen Firmen habe ich etwas gefunden, das mir Erdwärme und das Heizen damit näher erklären konnte. Lediglich in Dettelbach gab es ein Unternehmen, das sich damit beschäftigte. Trotz dessen bin ich schnell zu der Überzeugung gekommen, dass Geothermie die einzige Lösung ist, die Sinn macht.
Warum?
Ganz einfach, Nachhaltigkeit. Es ist vom ökologischen Sinne vertretbar und es war damals recht günstig – und heute ist es richtig günstig (lacht). Ich spare mir von Beginn an Kamin und Schornsteinfeger, Versicherung, Öl-Raum oder ähnliches, sowie sämtliche Brennstoffe.
Was ist der große Vorteil gegenüber Gas oder Öl?
Vor allem der finanzielle Aspekt. Meine Anlage musste bis heute noch nicht einmal gewartet werden. Ich habe also keine laufenden Kosten für die Instanthaltung und bin nicht an den steigenden Öl- oder Gaspreis gebunden.
Wie ging die Installation von Statten?
Vorab: aus heutiger Sicht würde ich es etwas anders machen (lacht). Ich musste mich damals um alles selbst kümmern – und für die ansässige Firma war es die erste Wärmepumpe überhaupt, die sie verbaut haben. Ich habe mich bis heute weiter mit dem Thema beschäftigt und viele Bekannte haben sich seither für Erdwärme entschieden. Bei mir war es etwas abenteuerlich – von den Anfragen bei den entsprechenden Stellen der Stadt, bis hin zu den Probebohrungen. Die Tiefenbohrung über 90 Meter war ein wenig wie in einem schlechtem Film – quasi à la Armageddon (lacht). Die im Film zu sehende Kraterlandschaft des Asteroiden entspricht dem damaligen Bild meines Gartens. Doch heute ist das wesentlich professioneller und einfacher.
Kannst du heute die Fläche noch nutzen?
Selbstverständlich. Das war der Grund warum ich mich für die Tiefenbohrung und nicht für die Flächenbohrung entschieden habe. Mittlerweile wurde der Garten zweimal umgegraben und ist bepflanzt etc. Die Fläche ist voll nutzbar.
Wer hat sich vorab um all das gekümmert?
Ich. Damals gab es noch keine Energieberater. Ich war quasi ein Pionier. Vor zwei Jahren hat ein weiterer Bekannter von mir gebaut, da ging alles aus einer Hand und war sehr einfach umzusetzen. Ich habe privat Bodenproben veranlasst um zu gewährleisten, dass die Pumpe installiert werden kann. Die Anträge zu stellen war kein großes Problem.
Wie lange hat das ganze Prozedere gedauert, bis die Wärmepumpe in Betrieb ging?
Das ging alles sehr schnell. Die längste Zeitspanne war das Warten auf einen Termin bei der Bohrfirma. Diese waren damals sehr ausgelastet, doch heute gibt es wesentlich mehr Firmen, die europaweit darauf spezialisiert sind.
Welche Kosten kamen auf Sie zu?
Im Vorfeld lediglich die Eigenleistung.
Kann man pauschal sagen was alles kostet?
Das ganze wird nach Energiebedarf des Hauses gerechnet. Per Kilowatt waren es damals rund 1500 Euro – heute sind es knapp 1000 Euro.
Wann rechnet es sich?
In rund 15 Jahren akklimatisiert es sich. Ich habe versucht meinen ökologischen Gedanken zu verfolgen. Da war und ist Erdwärme die sinnvollste Lösung. Dass ich günstiger weg komme, stört mich natürlich auch nicht (lacht). Und bei mir raucht nichts…
Wurde Ihr Vorhaben gefördert?
Ja. Es gab damals bereits eine Förderung von etwas weniger als 500 Euro. Heute schaut es deutlich besser aus, glaube ich.
Gibt es weitere Subventionen?
Nur wenn man damit Strom erzeugen würde.
Wie oft muss die Anlage gewartet werden?
Ich kann mit Stolz sagen, noch nie. Ich habe am Anfang selbst einmal Sole-Flüssigkeit nachgefüllt und bis heute läuft alles perfekt – Winter wie Sommer. Wir bekommen Warm-Wasser über Erdwärme und heizen damit.
Würden Sie es weiterempfehlen?
Ein klares, lautes ja!
Gibt es irgendetwas Negatives zu sagen?
Heute nicht mehr. Früher musste man sich selbst gut informieren, um die effektivste Wärmepumpe zu finden. Heute erledigt das der Energieberater. Mein einziger Tipp: auf jeden Fall Tiefenbohrung! Flächenbohrung oder Wärmetauscher außen finde ich nicht so berauschend. Ersteres schränkt die Nutzbarkeit der Fläche ein und ein Wärmetauscher außen kann sehr laut sein.